Rencontre

Monaco Monsieur #10 - José & Edmond Eisenberg, Erbe

José Eisenberg, der Kunstliebhaber und unersättliche Schöpfer, ist ein ebenso brillanter wie liebenswerter Mensch. Seine Ambition? Er will seine gleichnamige Kosmetik-, Parfum- und Beautymarke wachsen sehen und neue Projekte an der Seite seines Sohnes Edmond entwickeln. Die beiden Profile eines Power-Duos. 

José Eisenberg hat es geschafft, sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Von einem unbedeutenden Dienstbotenzimmer in Bukarest, über geheime Alkoven in einem florentinischen Atelier, bis hin zur Terrasse des Roccabella, einem der bekanntesten Hochhäuser Monacos, hat dieser Mann seinen Platz zu finden gewusst. Er fing mit nichts an, hatte jedoch eine beeindruckende Entschlossenheit und hat sich somit seinen Weg zum Erfolg gebahnt. Seine Waffen? Seine Charakterstärke und seine uneingeschränkte Liebe zur Kunst, zur Technologie und zur Schönheit. José Eisenberg, der sich den Medien gegenüber eher diskret verhält, war dazu bereit, der Zeitschrift „Monaco Monsieur“ in Exklusivität seine Geschichte und die verschiedenen Lebensabschnitte, die ihn nach Monaco brachten, zu erzählen. Als kreative Seele von Eisenberg Paris und als Liebhaber für alles Schöne, ist er ein starker Mann, der hinter einem offenen Blick einer erstaunliche Sanftheit verbirgt. Eine Persönlichkeit, die ab dem ersten Händedruck viel Bewunderung auslöst, die einen mit viel Bescheidenheit empfängt und sich mit Gewandtheit anvertraut. Mit seinem Sohn Edmond an seiner Seite sitzend, das Mittelmeer und die Hochhäuser Monacos im Hintergrund, vertraut sich José Eisenberg über seine multiplen Karrieren an, die geprägt waren von überraschenden Wendungen, Emotionen und Begegnungen. Auch wenn er heute aus Meisterhand ein Beauty-Imperium führt, wuchs der ursprünglich aus Rumänien Stammende weit von den Grenzen Monacos auf.

Von Bukarest nach Florenz

„Drei Jahre nach meiner Geburt ist meine Familie zum Feind des Volks geworden.“ 1945 in der Stadt von Bukarest geboren als Sohn von Textilindustriellen, ist José Eisenberg ab seinem 3. Lebensjahr in Armutsverhältnissen aufgewachsen. „Meine Eltern wohnten in einer riesigen Villa in der Nähe des Königspalastes bis zu dem Tage, an dem die Kommunisten die Machtverhältnisse vor Ort umstürzten. Mit einem Male wurden unsere Güter verstaatlicht, wir haben alles verloren und wohnten von nun an auf 12m², untergebracht in den Wohnungen der Dienstboten.“ Mit 13 Jahren schaffte es der junge Mann, mit seinen Eltern an seiner Seite, aus dem Land zu fliehen. Sie wurden staatenlos, doch in Italien erwartete sie ein neues Leben. „In Florenz hat meine Geschichte begonnen.“, erklärt der ehrgeizige José Eisenberg mit erhobener Stimme, die von einem slawischen Akzent geprägt ist. „Ich hatte nicht die Möglichkeit, eine normale Schulausbildung zu genießen. Ich kannte nur das Elend, aber ich hatte das ungeheure Glück, mich inmitten der in der Renaissance geborenen Welthauptstadt der Schönheit zu befinden. Kunst, Mode, Schönheit, Technologie,... Florenz ist die Stadt Leonardo da Vincis, die Wiege künstlerischen Schaffens.“ José Eisenberg wurde als Lehrling im Atelier eines Kunstrestaurators eingestellt, wo er bescheidenste Tätigkeiten ausübte. „Ich wurde zum Zigaretten kaufen geschickt, oder zum Zeitung holen... aber ich war in Kontakt mit der Schönheit. Ich war inmitten der florentinischen Kreation der späten fünfziger Jahre.“ Seine Ausbildung genießt er nicht hinter einer Schulbank sitzend, sondern auf der Straße, im Kontakt mit den Kunsthandwerkern.

Auch wenn die Haute Couture nicht zu seinen Prioritäten gehörte, so ist es dieses Kunstgebiet, mit welchem José Eisenberg anfing seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Mit 22 Jahren zeichnete ich Skizzen für die größten Modelabels Italiens. Aber zu dieser Zeit standen sowohl Italien als auch Frankreich der Krise vom Mai 68 gegenüber. Die Fertigungsfabriken standen still. Alles lief langsamer.“ Wohl entschlossen sich durchzusetzen entscheidet sich José Eisenberg für die kleinste italienische Region, Basilikata. „Diese Gegend war so arm, dass selbst die Mafia sie nicht wollte.“, scherzt der Designer. „Wir begannen mit einem kleinen Atelier. Später hatten wir eine Fabrik mit mehreren Schneiderinnen und konnten so die großen Namen der Bekleidungsindustrie ausstatten... Schlussendlich haben wir uns so vergrößert bis wir zu einer richtigen Industrie geworden waren. 1972 beschäftigte ich über 75 000 Einwohner der Region.“ Und wohl entschlossen auf diesem guten Wege nicht aufzuhören, reagierte der Unternehmensleiter auf die Angebote der großen Handelsketten. „Wir wurden von Otto Versand, einem deutschen Unternehmen und der Nummer eins weltweit im Versandhandel, angeworben. Sie baten mich, neue Modelle für ihre Kataloge zu entwerfen.“ Quelle, Neckermann, les 3 Suisses und viele andere Firmen sind seine Kunden geworden. Sie fingen an millionenfach zu produzieren. Kleidungsstücke, die die Garderoben der großen europäischen Hauptstädte bunter machten. Das Ergebnis: Mit 27 Jahren wird José Eisenberg vom Präsidenten den Italienischen Republik zum Ehrenbürger ernannt. „Vom Staatenlosen, und vom Regime meines Landes verstoßen, wurde ich zum Ehrenbürger Italiens.“ Eine unglaubliche Kehrtwende der Situation. Ein phänomenaler Erfolg.

Erfahrung jenseits des Atlantiks

Parallel zu seinen großen Leidenschaften, der Kunst und der Schönheit, investiert José Eisenberg 1974 sein Talent und sein Kapital in neue Technologien. Eine neue Herausforderung und neue Projekte. Eine neue Geschichte, die ihn nach Boston verschlägt, wo er JE Contrext gründet. Vor Ort beschäftigt er etwa zehn Forscher des MIT (Massachusetts Institute of Technology). Zwei Jahre später konzentrieren sich 120 Wissenschaftler auf das Gebiet der künstlichen Intelligenz. Ein elektronisches Auge, das das menschliche ersetzen kann. Auch wenn die Forschungsergebnisse positiv sind, folgt die Technologie nicht und die Computer der damaligen Zeit sind nicht leistungsfähig genug. „Das Auge funktioniert, aber die Erkennung war zu langsam. Dies war wirtschaftlich nicht mehr rentabel. Dieses Projekt hat mich zu einer neuen Herausforderung geführt, ich hatte enorm viel Geld und Zeit investiert.“ Das Wort „Misserfolg“ gibt es im Wortschatz von José Eisenberg nicht. Und nichts kriegt ihn klein. Er gründet eine neue Firma und produziert Personencomputer, die Eisenberg Data Systems (EDS) mit ihren eigenen Softwares. Eine Firma, die sich international entwickelt bis zum Eintritt IBMs in den Markt. Seine Leidenschaft für die Technologie nun teils gestillt, widmet sich der unermüdliche kreativer Geist wieder voll und ganz der Schönheit. Während sich in der damaligen Zeit alle Professionellen dieser Branche auf Substanzen tierischen Ursprungs konzentrieren, wendet sich der Einwohner Monacos des Besten in der Natur vorkommenden in Verbindung mit dem Besten der Wissenschaft zu. Dreizehn Jahre waren notwendig, bis die etwa zehn Wissenschaftler die „Trio-Molecular Formula“, wie José Eisenberg sie taufen wird, entdecken. Eine Kombination von natürlichen Molekülen, die die Haut tiefgreifend regenerieren. Die Ergebnisse sind signifikant und nach Validierung der pharmakologischen, medizinischen und kosmetischen Tests war die Marke bereit, das Licht der Welt zu erblicken.

Eisenberg Paris

Kunst, Schönheit und Technologie. Auch wenn José Eisenberg eine neue Marke gründet und einen neuen Bereich betritt, vernachlässigt er keine seiner großen Leidenschaften. Ganz im Gegenteil, sie sind Bestandteil der DNA seiner Marke. Das Unternehmen ist weit weg davon, eine ganz ordinäre Kosmetikmarke zu sein; dieses Familienunternehmen hat eine Seele. Zusätzlich zu den Pflegeprodukten und anderen Beautyprodukten, hat die 2010 auf den Markt gebrachte Linie „L'art du parfum“ („Die Kunst des Parfums“) einen neuen, noch kunstvolleren Touch beigetragen. Das Geheimnis dieser Duftkollektion? Liebe auf den ersten Blick zwischen José Eisenberg und dem Werk des brasilianischen Künstlers Juarez Machado. „Ich habe ihn zum ersten Mal in einer Kunstgalerie in Saint Paul de Vence entdeckt. Ich habe mich sofort in seine Kunst verliebt.“ Daraufhin hat der Kunstsammler den Künstler kontaktiert, um ihm eine besondere Bestellung in Auftrag zu geben. „Mein Traum wäre es gewesen, im Venedig des 18. Jahrhunderts zu leben.“, vertraut José Eisenberg ihm an. Juarez Machado machte sich also ans Werk. Es dauerte ein Jahr und mehrere Reisen zwischen Monaco und Paris bis das Gemälde seiner Träume Gestalt annimmt. „Da habe ich verstanden, dass eine Person, die bereit ist, so viele Änderungen zu akzeptieren, genauso verrückt sein muss wie ich!“, sagt der Kunstliebhaber amüsiert. Ergebnis, die beiden Männer sind Freunde geworden. Und mit ihm an seiner Seite hat er die Bilder entwickelt, die heute die Verpackung jedes seiner Parfums zieren: Back to Paris, Diabolique, Tentation und der Rest der Kollektion. 

„Seit seiner Geburt wurde Edmond darauf vorbereitet, die Marke weiterzuführen. Ich gebe ihm meine Leidenschaft weiter.“

Erbe

Eisenberg Paris entspricht voll und ganz seinem Schöpfer: leidenschaftlich, kunstvoll, subtil und vielfältig. „Um bei uns zu arbeiten muss man die Marke leben.“, sagt der CEO. Wer wäre also besser dafür geeignet die Marke auszubauen, als sein Sohn Edmond Eisenberg? Sie haben einen identischen durchdringenden Blick, die gleiche Eleganz; Das Vater-Sohn Duo funktioniert in Symbiose. Es braucht nur wenige Minuten, bis man das enge Verhältnis der beiden entdeckt und die vielen Charakterzüge, die Edmond von väterlicher Seite geerbt hat. Die Frauen? Er liebt sie genauso wie seinen Vater. „Ich sehe viel Schönheit in den verschiedenen Frauentypen. Ich idealisiere Frauen im Allgemeinen, ich habe aber keinen bestimmten Frauentyp...“. Seine Liebe zur Kunst drückt sich durch die Musik aus, die er seit seiner Kindheit praktiziert. Pianist, virtuoser Violinist und Komponist; der junge Mann hat ebenfalls Theaterkunst in London parallel zu seinem International Business Studium gelernt. Sein Platz? Gemeinsam mit seinem Vater arbeiten und seine Kreativität in die Entwicklung des familiären Kosmetikunternehmens  stecken. „Seit seiner Geburt wurde Edmond darauf vorbereitet, die Marke eines Tages weiterzuführen.“ Und sein Sohn fügt hinzu: „Wir wollen keine Finanzpartner, und auch nicht an die Börse gehen. Wir möchten eine monegassische S.A.M., ein privat geführtes Unternehmen, bleiben.“ Edmond, der die neue Generation vertritt, gestaltet ebenfalls die Positionierung der Marke in den sozialen Netzwerken und im digitalen Bereich, genauso wie die globale Strategieplanung. Wir leben unsere Marke jeden Tag aufs Neue. Und ich möchte noch hinzufügen, dass meines Erachtens das Leben die beste Schule ist. Ich habe ein ungeheures Glück, dass mein Vater seine Erfahrungen und sein Wissen tagtäglich mit mir teilt. Dabei habe ich am allermeisten gelernt.“ Die Zukunft? Eine Vielzahl von Projekten sowohl in Monaco als auch im Ausland, weiterhin im Beautybereich, und weitere Produktlinien. Das Eisenberg-Duo wird künftig viel von sich hören lassen.